Rosen und Tulpen machen nur einen kleinen Teil der blühenden Pflanzenwelt aus. Es gibt Tausende weitere Arten. Einige duften nach Schokolade, erinnern an Tiere oder leuchten im Mondlicht. Manche gedeihen problemlos in heimischen Gärten, andere benötigen besondere Pflege. Doch eines haben sie alle gemeinsam: Sie sind absolut außergewöhnlich.
Diese besonderen Blumen zu entdecken, verändert den Blick auf Gärten, Gewächshäuser und auch auf das Verschenken von Blumen. Ihre faszinierende Schönheit verdient mehr Aufmerksamkeit. Weit über die Spezialkollektionen hinaus, in denen sie bisher oft verborgen bleiben.
Pfingstrosen entfalten sich wie zarte Seidenpapierkugeln, Gerbera bringen kräftige Farben in jeden Raum und Alstroemerien begeistern mit ihren lilienähnlichen Blüten in allen erdenklichen Farbtönen. Nelken setzen mit ihren gewellten Rändern besondere Akzente. Jede dieser Blumen verleiht einem Strauß ihren ganz eigenen Charme.
Doch die Kreativität der Natur geht weit über diese bekannten Schönheiten hinaus: Manche Blüten verströmen einen Aasgeruch, um spezielle Bestäuber anzulocken, andere fangen Insekten für mehrere Tage ein. Einige leuchten sogar im Dunkeln.
Die Tacca chantrieri hat sich ihren Namen redlich verdient. Ihre Blüten sehen aus wie lebendig gewordene Halloween-Dekorationen.
Dunkelviolett-schwarze Blütenblätter breiten sich wie Flügel aus. Darüber stehen bis zu 25 Zentimeter lange „Schnurrhaare“, die bei jedem Lufthauch zu zittern scheinen. In den malaysischen Regenwäldern wächst etwas weit Merkwürdigeres, als der Name „Fledermausblume“ vermuten lässt.
Man kann sie auch zu Hause kultivieren. Allerdings nur bei konstanten Temperaturen von mindestens 18 °C und hoher Luftfeuchtigkeit, wie sie in tropischen Wäldern herrscht.
Vanillin verleiht diesen burgunderfarbenen Blüten ihren schokoladigen Duft. Das ist exakt derselbe Aromastoff, der auch in echter Kakaoschokolade vorkommt. An heißen Julinachmittagen könnte man meinen, jemand nebenan hätte gerade Brownies in den Ofen geschoben.
Botaniker hielten diese Art lange Zeit für ausgestorben, bis mexikanische Forscher blühende Bestände in den Kiefern-Eichen-Wäldern des Landes entdeckten. Heute bekommt man sie in gut sortierten Gartencentern. Ihre Blütezeit reicht bis in den Oktober hinein.
Französische Züchter im 17. Jahrhundert entdeckten verdrehte Blütenblätter an ansonsten gewöhnlichen Tulpen. Statt diese Mutationen auszusortieren, begannen sie, gezielt immer ausgefallenere, gewellte Sorten zu züchten.
Heutige Züchtungen haben Blütenblätter, die so zerzaust, gefranst und geschlitzt sind, dass sie kaum noch an klassische Tulpen erinnern.
Die Sorte Black Parrot bringt so dunkel gefärbte Blüten hervor, dass sie ohne gutes Licht kaum fotografiert werden können. Flaming Parrot-Sorten hingegen zeigen ein wildes Spiel aus gelben und roten Streifen. Jede Blüte ist ein einzigartiges Kunstwerk der Natur.
Die komplexe Blütenstruktur der Passiflora incarnata lenkt gezielt die Bewegungen von Bienen bei der Bestäubung. Ihre strahlenförmigen Nebenkrone-Fäden erinnern an eine in der Zeit eingefrorene Feuerwerks-Explosion. Frühe Missionare sahen darin religiöse Symbolik: fünf Staubblätter, zehn Blütenblätter, eine dornenartige Nebenkrone; Sinnbilder der Passion Christi.
Auch in deutschen Gärten gedeihen einige robuste Sorten, die Temperaturen bis -15 °C überstehen, solange die Wurzeln trocken bleiben. P. caerulea bringt nach heißen Sommern sogar orangefarbene Früchte hervor. Diese sind geschmacklich allerdings eher enttäuschend.
Strelitzia reginae entwickelte sich in Südafrika und wird dort von Nektarvögeln bestäubt, die auf den blauen, pfeilförmigen Blütenblättern landen. Aus den bootförmigen Hochblättern brechen nach und nach leuchtend orangefarbene Kronen hervor. Jede Blüte hält etwa zwei Wochen.
Britische und auch deutsche Wintergärten sind wie gemacht für diese exotische Pflanze. Sie liebt es, mit ihren Wurzeln ungestört zu bleiben und belohnt Geduld mit einer beeindruckenden Blütenfülle.
Die Kew Gardens in London stellen sogar Countdown-Uhren auf, sobald ihre Amorphophallus titanum Anzeichen einer Blüte zeigt. Menschen stehen stundenlang Schlange, um den legendären Aasgeruch zu erleben. Der Kolben (Spadix) erhitzt sich auf bis zu 37 °C und verbreitet den Geruch von verwesendem Fleisch, um Aaskäfer zur Bestäubung anzulocken.
Amorphophallus konjac stinkt genauso schlimm, passt aber problemlos in heimische Wintergärten. In Japan wird die Knolle zu Konnyaku-Gelee verarbeitet. Ein Paradebeispiel dafür, dass selbst die übelriechendsten Pflanzen kulinarisch überzeugen können.
Eryngium, besser bekannt als Edeldistel, hat sich an rauen Küsten und Stränden entwickelt. Ihre metallisch blauen Hüllblätter sehen nicht wie klassische Blüten aus, sondern eher wie Requisiten aus einem Science-Fiction-Film. Die stacheligen Blätter schrecken Schafe ab und schützen die Pflanze auf windgepeitschten Klippen.
Die Sorte E. x zabelii "Big Blue" wirkt besonders spektakulär in Kombination mit orangefarbenem Montbretien (Crocosmia) oder Sonnenhut (Rudbeckia). Und das Beste: Die Blütenstiele behalten ihre leuchtend blaue Farbe auch im getrockneten Zustand. Das tun sie sogar über Jahre hinweg, während andere Blumen längst verblasst sind.
Dracula simia, auch bekannt als Affen-Orchidee, hat sich in einer besonderen Disziplin perfektioniert: der Täuschung. In der Hoffnung auf Paarung ahmt sie weibliche Insekten nach, um Pilzmücken zur Bestäubung zu verleiten. Beheimatet sind diese faszinierenden Orchideen in den Nebelwäldern Ecuadors, auf über 2.000 Metern Höhe.
Ein dezenter Orangenduft verströmt nur aus reifen Blüten. Das unterscheidet die echten Arten von vielen duftlosen Hybriden. Die Blüten zeigen Gesichter, die in echt noch affenähnlicher wirken als auf Fotos. Eine Kultur im temperierten Gewächshaus ist möglich, doch Temperaturen über 29 °C im Sommer können tödlich sein.
Strongylodon macrobotrys, besser bekannt als Jadewein, erzeugt sein einzigartiges türkisfarbenes Leuchten durch eine ungewöhnliche Kombination gewöhnlicher Pflanzenpigmente unter alkalischen Bedingungen.
In seiner Heimat, den Philippinen, übernehmen Fledermäuse die Bestäubung der bis zu drei Meter langen Blütentrauben. Sie orientieren sich an dem bläulich-grünen Schimmer, der selbst in mondlosen Nächten sichtbar ist.
Trotz präziser Klimasteuerung und aufwendiger Handbestäubung blüht das Exemplar in den Royal Botanic Gardens in Kew nur unregelmäßig.
Die Samen keimen zwar problemlos, doch bis zur ersten Blüte vergehen meist rund zehn Jahre. Die Pflanzen entwickeln mit der Zeit holzige Stämme und benötigen stabile Kletterhilfen, die ihr enormes Gewicht tragen können.
Spezialisierte Gärtnereien hüten ihre seltenen Pflanzenquellen wie einen Schatz. Lieferantenadressen werden nur ungern mit Neulingen geteilt. Deutlich ergiebiger sind da die Pflanzenschauen der RHS, die ein weitaus spannenderes Jagdrevier bieten als Gartencenter mit ihrem vorhersehbaren Sortiment.
Saatgut-Tauschbörsen verbinden Sammler weltweit. Außergewöhnliche Sorten wandern so eher unter Liebhabern als in den kommerziellen Handel.
In sozialen Netzwerken dokumentieren Gruppen akribisch Blütezeiten und informieren sich gegenseitig, sobald seltene Pflanzen in der Nähe blühen. Botanische Gärten verkaufen bei Mitgliederveranstaltungen Ableger, wobei die Preise die jeweilige Schwierigkeit der Vermehrung realistisch widerspiegeln.
Architektonisch anmutende Blüten brauchen Raum zum Wirken. Wenn man mehrere auffällige Exemplare zu eng zusammenstellt, verlieren sie an Ausdruck. Deshalb sollte jede Blume genügend Platz bekommen, um sich optimal zu entfalten.
Wer eine Blumenschau plant, setzt blasse Schönheiten wie die Nachtkönigin oder Geisterorchideen am besten vor einem schwarzen Hintergrund in Szene.
Tiefes Smaragdgrün, Marineblau oder gebrochenes Weiß passen besser zu metallisch schimmerndem Strandflieder oder blauen Passionsblumen als zarte Pastelltöne.
Besondere Pflanzen zeigen selten sofort, was in ihnen steckt. So kann es bei einer Strelitzie Jahre dauern, bis sie erstmals blüht. Bei manchen Orchideenarten kann es sogar Jahrzehnte dauern.
Beobachte jede noch so kleine Veränderung, freue dich über jedes neue Blatt und halte die Entwicklung über die Jahreszeiten hinweg fotografisch fest. Wenn Blüten Jahre auf sich warten lassen, zählt jeder Fortschritt.
Ungewöhnliche Blumen sind unvergessliche Geschenke. Denk an Affen-Orchideen mit ihren kleinen Gesichtern oder Aasblumen, die für ihren Gestank bekannt sind. Doch nicht jeder hat Zugang zu solch seltenen Exemplaren.
Auch mit alltäglicheren Blumen lassen sich eindrucksvolle Sträuße gestalten: Pfingstrosen und Alstroemerien sorgen für spannende Texturkontraste, Freesien verleihen Gerbera-Arrangements einen herrlichen Duft.
Gelbe Sonnenblumen kombiniert mit violetten Nelken bringen eine überraschende Farbkombination, die ganz ohne Speziallieferanten sofort ins Auge sticht.
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